Freud unterscheidet zwei Arten von Massen. Zum einen gibt es die der kurzlebigen Art, die von einem rasch vorübergehenden Interesse geprägt sind (z. B. Trends), sowie jene dauerhaften Massen, die hochorganisiert sind, wie z. B. die Kirche oder das Militär. „Die Massen der ersteren Art sind den letzteren gleichsam aufgesetzt wie die kurzen, aber hohen Wellen den langen Dünungen der See.“ Grundsätzlich laufen in beiden Arten aber dieselben psychischen Vorgänge ab.
Freud greift auf seine Ergebnisse der Trieblehre zurück und ist der Ansicht, dass Massen durch libidinöse Bindungen zusammengehalten werden. Bei jedem Individuum wirken in der Masse Liebestriebe, die von ihren ursprünglichen Zielen abgelenkt sind. Sie verfolgen kein direktes sexuelles Ziel, jedoch „ohne darum minder energisch zu wirke”.
Freud nennt zunächst die (weitgehend unbewusste) Identifizierung mit den anderen Individuen der Masse, die sich alle in gleicher Weise zum Führer hingezogen fühlen, als bindendes Element. Das Ich nimmt eine bedeutsame Analogie am Anderen wahr und identifiziert sich mit ihm. Hinzu kommt eine Bewunderung und Idealisierung des Führers einer Masse durch den Prozess der Idealisierung. Dabei fließt die narzisstische Libido auf das Objekt über und man „liebt es wegen der Vollkommenheit, die man fürs eigene Ich angestrebt hat.“ Auch der Vorgang einer Identifikation mit dem Aggressor kann erfolgen, z. B. auf dem Weg der Regression.
So gelangt Freud zu der Formel: „Eine primäre Masse ist eine Anzahl von Individuen, die ein und dasselbe Objekt an die Stelle ihres Ich-Ideals gesetzt und sich infolgedessen miteinander identifiziert haben.”
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